Im einjährigen Berufskolleg für Sozialpädagogik (1BKSP) bereiten sich die Schüler*innen auf die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher vor. Das Schuljahr ist dabei wie folgt aufgebaut: An zwei Tagen in der Woche (montags und dienstags) sind die Schüler*innen in ihren Kitas, an den drei verbleibenden Tagen (mittwochs bis freitags) findet der Unterricht an der Schule statt.
Jede*r Schüler*in wird während des Jahres von einer Praxislehrkraft begleitet. Diese besucht die Lernenden zweimal im Jahr in der Kita, beobachtet eine von den Schüler*innen vorbereitete Bildungsaktivität und führt anschließend ein Feedbackgespräch. Der Praxisbesuch ist dabei auch eine benotete Leistung.
Für viele Schüler*innen ist dieser erste Praxisbesuch eine besondere Herausforderung: Sie möchten zeigen, was sie können, und erleben gleichzeitig viel Aufregung und Unsicherheit. Um diese Situation zu entschärfen und gezielt vorzubereiten, haben wir in diesem Schuljahr ein neues Konzept eingeführt, die Simulation eines Praxisbesuchs.
Im ersten Halbjahr steht das Thema „Dialogisches Vorlesen“ im Mittelpunkt. Nach der theoretischen und praktischen Vorbereitung in der Schule wird der Besuch realitätsnah simuliert: Eine kleine Gruppe von fünf bis sieben Schüler*innen begleitet gemeinsam mit der Praxislehrkraft eine Mitschülerin oder einen Mitschüler in die jeweilige Kita. Dort wird das dialogische Vorlesen beobachtet – so, wie es auch im echten Praxisbesuch der Fall wäre.
Im Anschluss erhält die handelnde Person ein kriteriengeleitetes Feedback:
Was lief besonders gut? Welche Vorgehensweisen und Haltungen sollten beibehalten werden? Und wo gibt es noch Entwicklungspotenzial? Dieses Feedback wird in einer wertschätzenden Atmosphäre gegeben und durch konkrete, umsetzbare Rückmeldungen ergänzt.
Wir wissen aus der empirischen Bildungsforschung, dass gezieltes Feedback eine der wirksamsten Maßnahmen ist, um Lernprozesse zu fördern. Daher erhoffen wir uns von den Simulationen nicht nur Sicherheit und Routine für die Schüler*innen, sondern vor allem auch viele „Lerngeschenke“: Einsichten, Erfahrungen und Ermutigungen, die sie auf ihrem Weg zur pädagogischen Fachkraft ein Stück weiterbringen.
(Text: Julia Schopmans)
